»Diplomatisches Geschick ist gefragt«

Im Interview erklärt Gerichtsvollzieherin Karina Arndt außerdem, warum ihr Vorurteile im Beruf manchmal sogar nützen.

Frau Arndt, Sie sind gelernte Buchhändlerin, haben sich dann aber entschieden, zur Gerichtsvollzieherin umzuschulen. Wie kam es dazu?
Karina Arndt: Ich habe früh gewusst, dass ich nicht als Buchhändlerin tätig sein will und dann eine Ausbildung in der Justiz begonnen. Während dieser Ausbildung habe ich eine Woche bei einem Gerichtsvollzieher hospitiert. Das war in den 1990er-Jahren in Hamburg. Das hat mich so unglaublich fasziniert, dass ich wusste: Das will ich machen.

Wie hat denn Ihr Umfeld reagiert, als Sie sagten: Ich werde Gerichtsvollzieherin?
Karina Arndt: Meine Familie war nicht sehr erstaunt, weil ich schon immer jemand war, der das Außergewöhnliche gemacht und gesucht hat. Die hätte es eher gewundert, wenn ich eine Beamtenlaufbahn angestrebt hätte. Es war eher ungewöhnlich, dass ich das als Frau machen wollte.



Wie meinen Sie das?
Karina Arndt: Als ich die Berufsausbildung in Hamburg in den 1990er-Jahren begonnen habe, gab es dort circa 80 Gerichtsvollzieher – davon keine einzige Frau. Grundsätzlich hat sich das Berufsbild erst in den letzten zehn Jahren verändert. Es gibt nach wie vor noch dieses Bild von unserem Beruf: männlich mit Trenchcoat und Ledermäppchen. Das hat mir allerdings geholfen, weil viele gar nicht vermuten, dass die Gerichtsvollzieherin bei ihnen klingelt. 

Was machen Frauen denn anders als Männer?
Karina Arndt: Ich habe immer männliche Ausbilder gehabt und habe da oftmals mehr Konfliktpotenzial erlebt. Für Frauen ist es weniger schlimm, auch mal klein beizugeben. Uns fällt es leichter, einen Schritt zurückzugehen. Das ist keine Schwäche. Im Gegenteil.

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